*Nie wieder Krieg ohne uns*

Über die Verwandlung einer weit verbreiteten Haltung in ihr krasses Gegenteil

Vortrag und Diskussion mit Gerald Grüneklee


„Nie wieder Krieg!“: diese knappen Worte galten noch vor Kurzem als Ausdruck einer festen und weit verbreiteten gesellschaftlichen Übereinkunft. Dass sie diese Haltung im Prinzip auch heute noch richtig finden, werden vermutlich die allermeisten sagen – um dann allerdings ein „Aber …“ nachzuschieben. Natürlich finden Krieg alle schlecht. Nur „in diesem einen besonderen Fall ist es anders. Da muss er eben sein. Damit stehen wir den Menschen bei.“ heißt es, wenn es um den Krieg in der Ukraine geht.

Als Antimilitarist*innen teilen wir diese Meinung nicht. Folgende Fragen beschäftigen uns; wir wollen mit euch darüber diskutieren:

# als „Beistand für Menschen in Not“ werden Waffenlieferungen bezeichnet. Sind sie das? Helfen oder schaden sie?

# Wie deckungsgleich ist das Interesse von Menschen und „ihrem“ Staat?

# Was genau macht diesen Krieg so besonders, dass ein mili­­tärisches Eingreifen gerechtfertigt wäre?

# Welche Alternativen sind denkbar?
# Wieso bewirkt das Erschrecken über die Realität von Kriegsgeschehen, dass eine Aufrüstung zu eigener Kriegsbereitschaft und -fähigkeit in ungeheurem Ausmaß breite Zustimmung erfährt?

# Wohin führt es, wenn öffentlich wahrnehmbarer Widerspruch gegen Militarisierung fehlt? Stimmt schweigend zu, wer sich nicht wehrt?

„Nie wieder Krieg ohne uns“ auf diese Formel lässt sich derzeit die Orientierung deutscher Außenpolitik bringen. Wenn Annalena Baerbock forsch Russland den Krieg erklärt, so wird das vielleicht als „unglückliche Formulierung“ betrachtet. Im Kern aber wird klar, dass aus der Logik unserer herrschenden Wirtschaftsordnung ganz selbstverständlich die Notwendigkeit folgt, die politische und ökonomische Macht, die privilegierte Stellung in der Welt, auch mit militärischen Mitteln absichern zu können. Aufrüstung, die Vorbereitung und Androhung von Krieg, und auch Krieg sind stets einkalkulierter Bestandteil.

Mit ihren Reden von „Neuer Macht – neuer Verantwortung“ haben Politiker*innen wie Gauck, Steinmeier und Merkel seit Jahren den Boden dafür bereitet, dass die Entwicklung Deutschlands zu einer Militärmacht vorangetrieben wird. Mit der „Alternatvlosigkeit“ militärischer Unterstützung der Ukraine wird eine massive Aufrüstung legitimiert und das „Nie wieder Krieg“ zu „Nie wieder Krieg ohne uns“.

Als 1924 Käthe Kollwitz das berühmt gewordene Plakat zeichnete, sollte es werben für den Einsatz für eine ganz andere Welt, in der „das gute Leben für alle überall“ im Zentrum steht. Der konsequent-kriegerischen Barbarei kapitalistischer Konkurrenzlogik steht ein klares „Nein!“ entgegen.

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Wer heutzutage eine antimilitaristische Perspektive einnimmt, läuft Gefahr, als pro-russisch oder rechtsoffen etikettiert zu werden. Wir Veranstalter*innen sind beides ganz gewiss nicht. Im Gegenteil: uns verbindet eine klare Haltung gegen Nationalismus jeglicher Couleur; Kapitalismus und imperiale Lebensweise verstehen wir als Ursache der ineinandergreifenden Krisen. Krieg zu führen, damit zu drohen oder sich dafür zu rüsten lehnen wir ab.

Sich nicht die Interessen derjenigen zu eigen zu machen, für die Krieg nur die konsequente Fortführung und Mittel ihrer Politik ist, heißt keineswegs, unentschieden zu sein. Es ist und bleibt notwendig, Partei zu ergreifen für Menschen in Unterdrückung und Not. Antimilitarismus steht auf der Seite derjenigen, die unter den Folgen leiden, die schon zu Tausenden ihr Leben lassen mussten und die weiterhin als „Menschenmaterial“ verbraucht werden. Diese Haltung wollen wir in die gesellschaftliche Debatte einbringen.

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Vortrag / Diskussion

Gerald Grüneklee, Mitautor des Buches „Nie wieder Krieg ohne uns – Deutschland und die Ukraine“, wirft einen kritischen Blick auf eine umfassende Entwicklung: Deutschland und Europa versetzen sich in die Lage, (noch besser) Krieg führen zu können. Die Politik will die Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Sich diesem Versuch zu widersetzen ist das Anliegen dieser Veranstaltung.

Mit seinem Vortrag wird er einen Input geben – bevor wir gemeinsam mit Euch ins Gespräch kommen wollen.

[Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsex­tremen Parteien oder Organisationen sowie Strukturen angehören beziehungsweise einer rechtsextremen Szene zuzuordnen oder in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zugang zur Veranstaltung zu verwehren.]